Hauskrankenpflege aus der Sicht einer Praktikantin


Die damalige Schülerin der Gesundheits- und Krankenpflegeschule Feldkirch, Julia Hotz, hat vor einiger
Zeit im Rahmen ihrer Ausbildung beim unserem Pflegeteam ein Praktikum absolviert. Freundlicher
Weise hat sie uns folgenden Text zu ihren Erfahrungen in Bezug auf die Hauskrankenpflege zur
Verfügung gestellt.

Merkmale der Hauskrankenpflege

Ich habe in den letzten drei Jahren der Ausbildung in der Krankenpflegeschule Feldkirch viele Praktika
auf verschiedenen Stationen im Krankenhaus absolviert, doch die Hauskrankenpflege unterscheidet
sich enorm vom pflegerischen Krankenhausalltag.

Die erste Woche in der Hauskrankenpflege hatte es in sich. Ich durfte mit der Pflegeleiterin Gabriele
Gohm mit zu den Patienten gehen. Alltägliche Dinge mussten neu durchdacht werden. Z.B. um einem
Patienten ins Bad zu helfen, muss man zuerst wissen wo sich dieses befindet. Allgemein sind
die räumlichen Gegebenheiten ein wichtiger Aspekt in der Hauskrankenpflege. Ohne Leihbehelfe
wäre ein großer Teil der Pflege nicht möglich. Duschen in der Badewanne ohne Badelift ist undenkbar,
ebenso das Duschen ohne Duschsessel und rutschfeste Matte.

Auch das Richten der Medikamentenwochenbox benötigt mehr Zeit, wenn die notwendigen Materialien
erst gesammelt werden müssen. Hier ist es wichtig, mit dem Patienten, dessen Angehörigen, dem
Hausarzt, dem Mobilen Hilfsdienst und der 24-Stunden-Betreuung gut zusammenzuarbeiten und den
Informationsfluss aufrecht zu erhalten. So kann viel doppeltes Organisieren und suchen erspart bleiben.

Auch die Anleitung der Angehörigen/Betreuenden spielt eine entscheidende Rolle über den Erfolg oder
Misserfolg einer Therapie bzw. Behandlung, da sie die Bezugspersonen der zu Pflegenden sind.
Das Zusammenarbeiten ist wichtig, denn die Hauskrankenschwester kann nicht rund um die Uhr
anwesend sein und ist auf die Mitarbeit der Betreuenden angewiesen.

Arbeiten als Schüler in der Hauskrankenpflege

In der ersten Woche hatte ich das Gefühl völlig überfordert zu sein. Schwester Gabriele hat jeden
Schritt begleitet und bei Bedarf Verbesserungsvorschläge gebracht. Durch ihre Anleitung rauchte
nach Dienstschluss der Kopf, doch schon in der zweiten Woche fühlte ich mich dadurch selbständiger.

Mein persönliches Highlight in der zweiten Woche war, als ich „meine eigenen Patienten“ hatte
und in Rücksprache mit der diensthabenden Hauskrankenschwester alleine Hausbesuche gemacht
habe. Durch den telefonischen Kontakt konnte ich mich bei Unklarheiten meinerseits bei ihr melden
und wusste, sie kommt vorbei, wenn es nötig ist. Erst wenn man selbst an alles denken muss und
eine Teilverantwortung übertragen bekommt, wird einem bewusst, was alles hinter einem
einzigen Hausbesuch steckt.

Ich habe gelernt, dass in diesem pflegerischen Bereich die Selbstbestimmtheit der Patienten und
die Ressourcenförderung einen sehr hohen Stellenwert haben. Jedem Patient und deren
Angehörigen gebühren Respekt und Zeit nur für ihn/sie. Schließlich ist eine Pflegeperson
nur Gast in einem fremden Haus.

Leistungen des Krankenpflegevereins

Oft sind die Hausbesuche der Hauskrankenschwester mit Inanspruchnahme vom Mobilen Hilfsdienst,
von „Essen auf Rädern“ und der Rufhilfe des Roten Kreuzes die einzigen Stützen, die einen Umzug
ins Pflegeheim verhindern.

Der Krankenpflegeverein Gisingen klärt die Betroffenen über jene Angebote auf und organisiert diese
nach Bedarf. Weiters wird an jedem Dienstag Nachmittag ein Pflegebad gegen einen Unkostenbeitrag
angeboten. Zu diesem Anlass kommt Emmi vom Mobilen Hilfsdienst und betreut die Teilnehmer
vor und nach dem Bad. Zusätzlich werden bei dieser Gelegenheit soziale Kontakte gefördert und
sich bei Kaffee und Obst ausgetauscht.

Aufgaben einer Hauskrankenschwester

Das Anlernen einer 24-StundenBetreuung fällt auch in den Tätigkeitsbereich einer diplomierten
Gesundheits- und Krankenschwester. Weitere Aufgaben sind Durchführung von Verbandswechsel,
Begleitung der Patienten und Angehörige während des Sterbeprozesses, Beratungen bezüglich
Hilfs- und Leihbehelfe von den jeweiligen Kassen inklusive der dazugehörenden Organisation.
Auch die Vernetzung und Information über soziale Einrichtungen z.B. Servicestelle für Pflegende
und Betreuung gehören dazu, die unter anderem auch über das Pflegegeld und die Gebührenbefreiung
Auskunft geben. Diese Stelle ist für alle von Bedeutung die sich informieren wollen, vor allem für
diejenigen, die neu in der Pflegesituation sind. Es werden auch Hausbesuche für die vertrauliche
und kostenlose Beratung angeboten.

Persönliche Meinung zum KPV Gisingen

Ich bin froh, dass ich dieses Praktikum hier in Gisingen absolvieren durfte, da ich das Gefühl hatte,
gut aufgehoben zu sein, gefördert zu werden und dass meine Arbeit anerkannt wird bzw. Sinn hat.
Vor diesem Praktikum habe ich den Wirkungsbereich der Hauskrankenpflege unterschätzt.
Jetzt kann ich mir sogar vorstellen in ein paar Jahren in diesem Bereich zu arbeiten.

Julia Hotz